... unser Weg geht weiter
Nachdem wir nun mit Rave den zweiten Working Beardie bei uns in die Familie aufgenommen haben, ist vielleicht jetzt auch der richtige Zeitpunkt, unseren weiteren Weg mit den Beardies zu beschreiben …
Skye und LeslieNach Leslie zog 2002 Skye bei uns ein, ein aktives, arbeitsbegeistertes Beardie-Mädchen mit nahezu unendlicher Energie. Nachdem Laura mit Unterstützung der ganzen Familie schwerpunktmäßig die Ausbildung von Leslie übernommen hatte und mit ihr auch sportlich aktiv war, sollte die Ausbildung, Beschäftigung und Arbeit mit Skye meine neue Aufgabe werden und das ist bis heute so geblieben - Skye, einfach mein Mädchen, mein Herz und meine Seele ...
Skye
Als wir uns dann auf die Suche nach einem eben solchen Energiebündel als dritten und Lauras ersten eigenen Beardie machten, stellten wir fest, dass Skye tatsächlich eine eher außergewöhnliche Beardie-Persönlichkeit im Wesen, bei der Arbeit und ebenso im Aussehen ist (aber dazu später mehr).
In der Beardie Revue hatte ich schließlich über Lynne Sharpes sog. Outcross-Projekt gelesen (Beardie Revue Nr. 32, 4.2004; dazu mehr auch unter Die Wege der Bearded Collies), mich mit ihr in Verbindung gesetzt und kurz darauf besuchten wir sie.
Bei Lynne Sharpe in Wales trafen wir dann wieder jenen Typ Beardie, den wir mit unserer Skye kennengelernt und nach dem wir bei den Show Beardies vergeblich gesucht hatten.
Die Brambledales im Sommer 2005Wir schätzen uns bis heute sehr glücklich, dass als Ergebnis dieses Besuchs 2005 unsere Enya bei uns einziehen durfte (s. auch meinen Bericht zum Outcross-Projekt in der Beardie Revue Nr. 37, 1.2006).
Enya ist ein Brambledale Outcross-Beardie der zweiten Generation, eine Tochter von Brambledale Brianna und Elan Jim.
Enya
Enyas Großmutter mütterlicherseits ist die letzte der alten Brambledale-Showlinien. Ihr Vater und ebenso ihr Großvater mütterlicherseits sind Working Beardies.
Dies war der Auslöser für unser Interesse und unsere intensivere Beschäftigung mit Working Beardies; wir wollten einfach mehr über die Vorfahren unserer Enya erfahren.
Enya, Skye und Leslie im Januar 2006
2007 besuchten wir zum ersten Mal mit unseren drei Beardies das Shepherd's Meet der Working Bearded Collie Society (WBCS) auf einer Farm in der Nähe von Glasgow (s. meinen Bericht in der Beardie Revue Nr. 43, 2007). Neben der Hüteleistung und der speziellen Hüteart der Bearded Collies faszinierte uns dabei auch der Umgang dieser – wie wir bei der Arbeit beobachten konnten – sehr triebstarken Hunde untereinander: friedlich, interessiert und respektvoll. Das heißt natürlich nicht, dass nicht auch einmal die Zähne gezeigt wurden, wenn ein fremder Hund zu nahe kam, einfach um zu sagen: Ich mag das nicht! Doch da der jeweils andere diesen Verweis verstand und Abstand hielt, verliefen solche Begegnungen völlig problemlos, sodass auch bei dieser großen und sehr unterschiedlichen Gruppe von sich frei bewegenden Beardies das Treffen völlig aggressionsfrei verlief.
Auffallend waren auch deutliche Unterschiede im Aussehen der Working Beardies, und zwar in Größe, Farbe und Länge des Fells, und auch das ein oder andere blaue Auge, eine Stummelrute (die immer mal wieder in manchen Linien auftaucht) sowie hoch angesetzte Ohren bis hin zu Stehohren waren hier nichts Außergewöhnliches.
Wir nutzten diese Gelegenheit auch, um uns mit vielen Beardie-Besitzern zu unterhalten und neue Kontakte zu knüpfen. Und es ist schön, den ein oder anderen immer wieder bei unseren regelmäßigen Besuchen auf der Insel zu treffen und auch die Entwicklung der Hunde mitzuverfolgen.
Aber zunächst zurück zu unserer Beardie-Familie:
Mit Enya hatte Laura nun ihren ersten eigenen Beardie und die beiden wuchsen im Agility zu einem sehr erfolgreichen Team zusammen, belegten immer wieder vordere Plätze und nahmen an einigen Meisterschaften teil. Mit Enya hatte und hat Laura einen zwar manchmal doch recht eigenwilligen, aber immer verlässlichen Partner an ihrer Seite.
Wir waren begeistert von unseren Beardies und hatten viel Spaß mit ihnen bei den unterschiedlichsten Aktivitäten. Irgendwann kam dann der Gedanke auf, einen Wurf mit Skye zu machen. Denn genau dieser Typ Beardie hatte es uns angetan: Skye war und ist ein sehr aktiver, fordernder und willensstarker Beardie, selbstsicher, unerschrocken, clever, immer gut drauf, arbeitsbegeistert und stets voll bei der Sache; auch jetzt im Alter von über 13 Jahren organisiert sie immer noch das Rudel.
Skye
Vom Typ her ist sie eher klein und drahtig, extrem schnell und wendig, sie hat relativ kurzes, sehr harsches und damit pflegeleichtes Fell und bis heute immer noch einen tollen leichtfüßigen Gang – ein absoluter Arbeitstyp.
Skye
Agility war ihre große Leidenschaft (und wäre es wohl noch immer ...). Doch da sich im Agility an ihrem Motto „Power and Speed“ nie etwas geändert hatte, habe ich im Alter von 11 Jahren einfach die Bremse gezogen und ihre Energie auf weniger kräftezehrende Beschäftigungen umgelenkt. Denn Skye ist ein absoluter Allrounder und findet einfach ihren Spaß in jeder Beschäftigung!
Vom Stammbaum her ist Skye noch sehr nah an den alten Linien: Ihr Ur-Ur-Großvater mütterlicherseits ist Osmart Bonnie Blue Braid, der rein aus Bothkennar-Linien stammt. (Ihn findet man zwar bei vielen Beardies hinten im Stammbaum, aber eben sehr, sehr weit hinten.) Vielleicht ist bei Skye da ja doch noch einiges von den Ursprungshunden, auf denen die Rassehundezucht bei den Beardies aufgebaut wurde, erhalten geblieben (s. dazu auch Die Wege der Bearded Collies).
Wolfie (Brambledale Black Bob)
Wir haben uns deshalb sehr gefreut, als Wolfie, der Bruder unserer Enya, den wir schon als Welpe in Wales kennengelernt und auch in den Folgejahren immer wieder besucht hatten, in Frankreich die Zuchtzulassung erhielt.
Wir kannten seine Mutter, seine Tanten und seine Geschwister persönlich und hatten mit unserer Enya seine Schwester an unserer Seite. Wir wussten also, auf was wir uns mit einer solchen Verpaarung einlassen würden.
Und wir akzeptierten deshalb gerne, dass die Welpen aus dieser Verpaarung aufgrund der Abstammung von Working Beardies dann nicht mehr ins Zuchtbuch aufgenommen würden, sondern im Anhang registriert werden sollten.
Wir waren überglücklich als im Mai 2008 unser erster und bislang einziger Wurf fiel (s. A-Wurf): Geplant war, ein Mädchen zu behalten, das ich dann ausbilden sollte.
Maddie (oben) und Angus (unten)
mit 5 Monaten Dass Maddie bleiben würde, war nach wenigen Tagen klar; und zwar nicht, weil sie das einzige Mädchen war, sondern weil sie einfach für mich das perfekte Mädchen war, das ich mir gewünscht hatte – und das ist sie bis heute, mein einzigartiger, ganz besonderer Schatz, mein Schatten und mein Spiegel ...
Aber auch von Angus konnten wir uns nicht trennen. Nein, wir wollten keinen Rüden behalten, aber Angus war sehr speziell – auch das ist er bis heute. Uns schien kein Zuhause für ihn richtig zu passen – außer das unsere … Und wir haben diese Entscheidung nie bereut: Er hat sich zu einem absolut souveränen und selbstbewussten Rüden entwickelt, der sehr aufmerksam, dabei völlig unaggressiv, aber stets an der richtigen Stelle einsatzbereit seinen Mädels den Rücken freihält – ein kleiner von uns allen geliebter Macho, der einfach weiß, dass er cool ist ... Angus hat einfach das gewisse Etwas!
Laura übernahm die Ausbildung von Angus und dadurch war es auch kein Problem, dass beide Geschwister hier zusammen aufwuchsen. Jeder hatte seine Bezugsperson für die Ausbildung und Arbeit – und für den Spaß das ganze zwei- und vierbeinige Rudel.
Und genau so handhaben wir es hier übrigens mit allen unseren Beardies: Sie leben alle hier mit uns zusammen, bewegen sich frei nach Lust und Laune im ganzen Haus und Garten, sind meist auch alle gemeinsam bei den Spaziergängen unterwegs, haben aber für die Arbeit entweder mich oder Laura als Bezugsperson. Und entsprechend ist auch die Bindung an den jeweiligen Arbeitspartner (von beiden Seiten) am intensivsten: Leslie war schwerpunktmäßig Familienhund, auch wenn sie hauptsächlich von Laura ausgebildet wurde. Enya, Angus und Slàinidh gehören zu Laura; Skye, Maddie und Rave zu mir.
Mama Skye mit Maddie und Angus
Aber zurück zu Maddie und Angus:
Wir waren sehr gespannt auf die Entwicklung der beiden. Und im Rückblick müssen wir sagen, dass sie unsere Hoffnungen und Erwartungen mehr als erfüllt haben.
Wir hatten und haben bis heute das Gefühl, genau in die richtige Richtung weitergegangen zu sein.
Wir haben mit beiden clevere und intelligente, wenn auch sehr eigenwillige, aber äußerst arbeitsfreudige und arbeitsbegeisterte Beardies, die nicht nur im Sport ihre Qualitäten und auch ihre Eigenarten zeigen.
Irgendwann kam dann auch die Idee: Wenn schon Working-Beardie-Vorfahren, dann sollten wir doch auch einmal testen, wie unsere Beardies mit Schafen umgehen. Wir stellten fest, dass Hüteanlagen bei allen zu finden sind – mehr oder weniger – und auch der Arbeitsstil variiert.
Enya ging in ihrer neuen Arbeit voll auf und auch Lauras Interesse an Schafen an sich und an der Hütearbeit wuchs.
Und damit war auch klar, in welche Richtung es mit unseren Beardies weitergehen sollte ...
â? Enya at work
Auf einem Treffen der Working Beardies in Schottland war uns eine hübsche junge Hündin aufgefallen, deren Besitzerin überlegte, ob sie einen Wurf mit ihr machen sollte.
SlàinidhWir blieben in Kontakt und als sie dann einen passenden Partner für ihre Izzy gefunden hatte und der erste Wurf fiel, konnte sich Laura ihren großen Traum eines eigenen Working Beardie aus reinen Arbeitslinien erfüllen: So kam Slàinidh in unserer Familie.
Schnell war klar, dass Laura mit Slàinidh genau den Typ Beardie gefunden hatte, den sie sich gewünscht hatte.
Slàinidh zeigte sich schon in der Grundausbildung äußerst lernbegierig, oft sogar eher übereifrig und bestach durch ihre schnelle Auffassungsgabe. Ihre Schnelligkeit und Wendigkeit, die sie im Agility zeigt, forderte auch von Laura einige Anpassungen in den Ausbildungswegen – zumal auch Slàinidh (sehr Beardie-typisch) immer wieder gerne eigene Vorstellungen zur Arbeit im Parcours entwickelt.
Und auch bei der Hütearbeit hat Slàinidh Lauras Erwartungen bei Weitem übertroffen.
Slàinidh hat ein sehr sicheres Gespür für die Schafe und beeindruckt bei der Arbeit durch ihre Reaktionsschnelligkeit sowie ihre fließenden und geschmeidigen Bewegungen bei perfekt gehaltener Körperspannung – es macht einfach nur Spaß ihr bei der Arbeit zuzusehen. Ihre Sicherheit und Ausdauer an den Schafen lässt nicht nur uns immer wieder über dieses kleine Hütetalent staunen.
Und so konnte sich Laura schließlich auch den Wunsch nach eigenen Schafen erfüllen. Denn Slàinidh unterstützt Laura bei der täglichen Arbeit bei den Schafen - und ab und zu bleibt auch noch Zeit zum Hütetraining. Slàinidh hat ihre Hütetalent mittlerweile bei verschiedenen Gelegenheiten mit unterschiedlichsten Schafen gezeigt.
Inzwischen ist Slàinidh auch ihre ersten Trials gelaufen, denn aufgrund ihrer Registrierung als Bearded Collie gemäß Rassestandard in der FCI hat sie die Berechtigung an offiziellen FCI-Veranstaltungen teilzunehmen.
Denn genau wie Enya vor einigen Jahren im CfBrH wurde Slàinidh mit 15 Monaten im Bearded Collie Club Deutschland (BCCD) als Bearded Collie phänotypisiert und im Anhang des Zuchtbuchs registriert. Sie wurde außerdem nach Gesundheitsprüfungen und zwei mit Sehr Gut beurteilten Ausstellungen (das kurze Fell vereitelte ihr dabei eine bessere Bewertung) offiziell zur Zucht zugelassen. Alle ihre Nachfahren mit einem registrierten Rüden erhalten daher Registerpapiere im Rahmen der FCI.
Wie alle unsere Beardies (abgesehen von Leslie) wurde auch Angus zur Zucht zugelassen.
AngusAngus ist inzwischen bei meiner Freundin Marion Sihler Vater ihres ersten Wurfes geworden – eine Ausnahme, da ich sowohl ihre Hündin als auch insbesondere Marion kenne und sehr schätze. Sie hat lange Beardie-Erfahrung, beschäftigt sich intensiv mit ihren Beardies und ist mit ihnen im Sport aktiv. Und vor allem ist ihr auch bewusst, dass es eine Herausforderung bedeutet, einen anderen Typ Beardie in die Zucht zu holen, und dann unter Kenntnis ihrer Besonderheiten sorgfältig passende Familien für die Welpen auszuwählen (mehr dazu bei den Jelly Babes Bearded Collies).
Aine, Anthony und Ylvie mit Papa Angus
MaddieEigentlich war auch geplant, dass Maddie irgendwann Welpen haben sollte, doch Maddie hatte da wohl andere Pläne: Sie fand die ihr angebotenen Rüden mehr oder weniger passend, aber nie so ganz ausreichend, dass man sich hier wirklich mit ihnen auf eine weiterreichende Familienplanung einlassen sollte - eben Maddie, mein selbstbewusstes Mädchen mit ganz eigenen Vorstellungen, und gerade auch dafür liebe ich sie.
Anfang diesen Jahres haben wir nun mit Rave wiederum einen jungen Working Beardie aus englischen und schottischen Arbeitslinien bei uns in der Familie aufgenommen.
Rave mit 4 MonatenBeide Elternteile arbeiten nach wie vor auf Farmen und wir können ihren Stammbaum über einige Generationen zurückverfolgen. Wir haben das große Glück, einen Teil ihrer direkten Vorfahren sowie einige mit ihr eng verwandte Beardies persönlich zu kennen und sind schon sehr gespannt auf die Entwicklung dieses kleinen Beardie-Mädchens.
Für die Zukunft hoffen wir nun zunächst auf einen eigenen Wurf mit Slàinidh und Angus. Und einige arbeitsbegeisterte Beardie-Anhänger fiebern bereits jetzt mit uns diesem Ereignis entgegen …
Der Weg geht weiter, wir freuen uns darauf …
Christiane Grosser, im Mai 2016